Wenn das Top-Management zugreift, ist das mehr als nur ein gutes Zeichen – es ist ein Statement. Und bei zwei deutschen Qualitätswerten ist genau das in den letzten Tagen passiert. Bei Siemens Healthineers und Symrise ist plötzlich richtig Bewegung auf der Käuferseite – aber nicht etwa von Fonds oder Privatanlegern. Nein: Es sind die Vorstände selbst, die teils sechsstellig in ihre eigenen Unternehmen investieren. Und das ist alles andere als Zufall.
Siemens Healthineers: Quartalsplus trifft Beteiligungsärger
Zunächst zur Lage bei Siemens Healthineers: Am Mittwoch legte das Unternehmen starke Q3-Zahlen vor. Der Umsatz übertraf die Erwartungen um 1 %, das bereinigte EBIT sogar um satte 8 %. Die operative Marge stieg auf starke 16,8 %, getragen vom Imaging‑ und Varian‑Geschäft. Der Vorstand hob prompt den Umsatz-Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 leicht an – keine Revolution, aber ein deutliches Zeichen operativer Stärke.
Und die Aktie? Stürzt am Folgetag um 3,5 % auf 47,77 Euro ab.
Warum? Nicht etwa wegen der Ergebnisse – sondern weil die Mutter Siemens AG ihren Anteil auf knapp über 71 % senkte. Das mag auf dem Papier nicht dramatisch wirken. Doch für viele Anleger ist die Unsicherheit über das „strategische Wie-weiter“ der Siemens AG in Bezug auf Healthineers ein schwer kalkulierbares Risiko.
Deutsche-Bank-Analyst Falko Friedrichs trifft den Nerv: Die fundamentalen Zahlen überzeugen ihn, sein Kursziel liegt bei 62 Euro, doch die Unklarheit über künftige Beteiligungsveränderungen sorge für Frust bei Investoren. Klarheit gibt’s frühestens im Dezember – beim Kapitalmarkttag.
Dann schlägt der CEO zu – mit 100.000 Euro
Während der Markt verkauft, greift der Vorstandschef zum Telefon – oder zur App. Am 1. August kaufte Dr. Bernhard Montag, CEO von Siemens Healthineers, Aktien seines eigenen Unternehmens im Wert von 104.971,68 Euro zum Kurs von 46,53 Euro. Ein klares Signal: Der Rücksetzer wird als Einstiegschance gesehen – nicht als Vertrauensbruch.
Und er ist nicht der Einzige: Bereits im Mai hatte Darleen Caron, ebenfalls im Vorstand, für 48.851 Euro Aktien zu 44,41 Euro gekauft. Fast zeitgleich stieg auch Marisol von Siemens mit 48.533 Euro zu 46,22 Euro ein.
Vier hochrangige Köpfe, über 250.000 Euro – innerhalb weniger Wochen. Das ist keine PR – das ist eine klare Meinungsäußerung über die eigene Bewertung.
Symrise: Rücksetzer trotz solider Halbjahreszahlen
Während Healthineers von Beteiligungssorgen geplagt wird, ist es bei Symrise eher das „klassische Enttäuschungs-Trauma“: Der DAX-Konzern für Duftstoffe, Aromen und Tiernahrung legte für das erste Halbjahr 2025 solide Zahlen vor:
Organisches Umsatzwachstum: +3,1 %
EBITDA-Wachstum: +4,5 %
EBITDA-Marge: 21,7 % (Vorjahr: 20,7 %)
Alles im Rahmen der Erwartungen – doch dann kam der Haken: Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde von 5–7 % auf 3–5 % gesenkt. Zwar wurde gleichzeitig die Margenprognose angehoben, aber der Markt fokussierte sich lieber auf das Negative.
Das Ergebnis: ein Kurseinbruch um satte 9,1 % am Mittwoch.
Für viele Analysten eine Überreaktion. Auch die Großbanken UBS (neues Kursziel: 104 €) und DZ Bank (117 €) bleiben bei „Kaufen“. Beide verweisen auf strukturelle Wachstumsfelder wie Cosmetic Ingredients und Tiernahrung, die sich aktuell nur temporär verlangsamen.
Der halbe Vorstand kauft – und das nicht zu knapp
Noch deutlicher fällt die Reaktion des Managements aus: Gleich fünf Führungskräfte aus Vorstand und Aufsichtsrat haben in der Woche nach den Zahlen eigene Aktien erworben – teils am selben Tag wie der Kurseinbruch.
Dr. Stephanie Coßmann (Vorstand): 75.314 Euro zu 81,86 €
Walter Ribeiro (Vorstand): zwei Käufe – 32.800 € zu 82,00 € & 32.188 € zu 80,47 €
Olaf Klinger (Vorstand): 96.480 € zu 80,40 €
Harald Feist (Aufsichtsrat): 23.729 € zu 79,10 €
Michael König (AR): ebenfalls aktiv via Tradegate
Eine derart koordinierte Kaufwelle ist selten – und spricht eine klare Sprache: Das Management glaubt an die eigene Aktie. Mehr als der Markt es derzeit tut.
Wenn alle verkaufen – und der Vorstand kauft
Was bei Siemens Healthineers und Symrise gerade passiert, ist ein klassisches Muster aus dem Insider-Lehrbuch: Der Markt reagiert emotional – das Management rational.
Beide Unternehmen präsentieren solide operative Zahlen, haben aber mit externen Unsicherheiten zu kämpfen: Bei Siemens Healthineers ist es die unklare Beteiligungspolitik der Muttergesellschaft, bei Symrise die reduzierte Umsatzerwartung. In beiden Fällen nutzen Vorstände die niedrigen Kurse, um beherzt zuzugreifen.
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